Fast auf die Minute genau zwei Stunden hatten die Politikerinnen und Politiker zuvor vor allem eines getan: zugehört. Denn Moderator Martin Wißmann von der Abteilung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Münster ließ Eltern, Lehrer und besonders die Schüler zu Wort kommen. Schließlich seien sie die wahren Experten für die Einbeziehung von Menschen mit Beeinträchtigungen in den gesellschaftlichen Alltag. "Inklusive Bildung" war das Fachgespräch thematisch überschrieben, zu dem der Caritasverband für die Diözese Münster, die vier Caritasverbände im Kreis Steinfurt sowie der Sozialdienst Katholischer Frauen e.V. in Ibbenbüren am 4. Mai in die St.-Elisabeth-Schule nach Steinfurt eingeladen hatten. Am Ende waren die Kandidaten für den am 14. Mai zu wählenden nordrhein-westfälischen Landtag um einige Erfahrungsberichte reicher. Übereinstimmend sagten Felix Holling (CDU), Ulrike Reifig (SPD), Palitha Daniel Löher (Bündnis90/Die Grünen), Alexander Brockmeier (FDP), Jan Pille (Die Linke) und Hauke Zühl (Piratenpartei) zu, stärker in die materielle und personelle Ausstattung der Schulen investieren zu wollen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Steinfurter Caritasgeschäftsführer, Gregor Wortmann, und Heinz-Josef Kessmann wurde es gleich konkret. Die Landtagskandidaten mussten sich entlang des Grundsatzpapieres der Förderschulen im Bistum Münster zu verschiedenen Standpunkten wie "Inklusion ist mehr als nur dabei sein" positionieren. Schnell war klar: Die Meinungen und Auffassungen der Kandidaten liegen nicht weit auseinander. Selbst Palitha Daniel Löher, dessen Parteikollegin Sylvia Löhrmann seit 2010 Schulministerin in Nordrhein-Westfalen ist, räumte ohne langes Drumherumreden ein: "Wir müssen an vielen Stellen nach-justieren."
Die meisten der Politiker sprachen sich wie Ulrike Reifig und Felix Holling bezüglich der Schulform für eine Wahlfreiheit der Eltern aus: "Sie haben schließlich den besten Blick auf ihre Kinder." Und einig waren sich die Kandidaten auch, dass es künftig Förderschulen geben muss.
Wie gut ihnen der Wechsel von der Regel- zur Förderschule getan hat, schilderten zwei Jugendliche mit ganz persönlichen Erlebnissen. Ihre Mütter betonten die besondere Bedeutung, die das soziale Umfeld, das Miteinander der Schüler und Lehrer für die positive Entwicklung der Mädchen und Jungen habe. An den Regelschulen seien die beiden wegen ihrer Einschränkungen gemobbt worden.
Alleine mehr Geld für die Schulen bereitzustellen reiche jedoch nicht aus, spannte Kessmann den Bogen abschließend weiter: "Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." Und der wollen sich die Politiker stellen, wie sie übereinstimmend erklärten.
Um "Inklusive Bildung" ging es bei einem Fachgespräch, zu dem der Caritasverband für die Diözese Münster, die vier Caritasverbände im Kreis Steinfurt und der Sozialdienst Katholischer Frauen Ibbenbüren Landtagskandidaten aus dem Kreis Steinfurt in die St.-Elisabeth-Schule nach Steinfurt eingeladen hatten. (Foto: Bischöfliche Pressestelle/Gudrun Niewöhner)