-Günter Benning- Greven - Muhammad Nasrullozoda ist Tadschike. Und Muslim. Vielleicht liebt er deshalb die blumige Sprache: „Ich habe die beste Vermieterin der Welt“, sagt der 24-Jährige, der als Flüchtling nach Deutschland kam.
Anneliese Bussmeier kann auch nicht klagen über ihren neuen Untermieter, der nicht nur in ihrem Haus wohnt, sondern auch mal im Garten anpackt. Sie gehört zu den wenigen Grevenern, die einem allein stehenden Flüchtling eine Wohnung angeboten haben.
„Mit Familien klappt es mittlerweile ganz gut“, sagt Berthold Böing, Wohnraumlotse, der im Auftrag der Stadt Wohnungen für Flüchtlinge anwirbt. Für 115 Geflüchtete, deren Asylanspruch anerkannt ist, sucht er derzeit nach Wohnungen: „Das sind 60 Wohneinheiten. Davon 40 Einraumwohnungen für allein stehende Männer.“
Dass es Platz gäbe, glaubt Böing sicher: „In vielen Häusern ist ungenutzter Raum vorhanden. Manches Obergeschoss steht leer.“ So wie bei Anneliese Bussmeier. Nachdem ihre Kinder aus dem Haus waren und ihr Mann im vergangenen Jahr verstarb, wohnte sie allein. Im Obergeschoss besitzt sie eine ausgebaute Einliegerwohnung. „Aber eigentlich wollte ich die gar nicht vermieten“, sagt sie.
Sie selber ist schon geraume Zeit in der Flüchtlingshilfe aktiv, hat Familien zum Ausländeramt nach Steinfurt begleitet. Und sie hat dabei „viele nette Leute kennengelernt.“
Die Wohnungsvermittlung lief dann eher spontan. Eines Abends fragte jemand von der Grevener Flüchtlingshilfe an, ob sie nicht an einen jungen Mann vermieten wolle.
Und als sie ja sagte, bekam auch Muhammad Nasrullozoda einen Anruf: „Damit hatte ich eigentlich gar nicht gerechnet.“
Der Tadschike wohnte bis dahin in einer städtischen Unterkunft, zusammen mit anderen Familien. „Ich hatte da meine Probleme“, sagt er, „vor allem konnte ich nachts schlecht schlafen.“
Seit eineinhalb Jahr hat er eine Festanstellung bei McDonalds: „Seitdem bin ich unabhängig“, sagt er, „ich bekomme kein Geld von der Stadt.“ Aber in seinem Job hat er oft Spätschicht, am Wochenende kann die Arbeit bis in die Morgenstunden gehen. Da hätte man es gerne ruhig, wenn man nach hause kommt.
Jetzt ist Nasrullozoda zufrieden. Und seine Vermieterin hat keine Klagen. Oft gebe es kulturelle Vorbehalte, weiß Wohnraummanager Böing: „Fremde Kultur, Sprache, Angst vor Fremden“. Das gelte besonders bei allein lebenden Männer.
Und das halte manche Leute davon ab, Wohnungen an Flüchtlinge zu vermieten. „Aber bisher hatten wir überhaupt keine negativen Rückmeldungen“, sagt er, „wir haben immer darauf geachtet, dass es passt.“
Muhammad Nasrullozoda hat Pläne: „Ich muss meine Sprachkenntnisse verbessern – und mache dann hoffentlich eine Ausbildung.“