EMSDETTEN/GREVEN/SAERBECK. Die ehrenamtliche Caritas-Arbeit in den katholischen Kirchengemeinden von Emsdetten, Greven und Saerbeck ist im Wandel. Waren vor einigen Jahren noch die jährlichen Haussammlungen und Besuchsdienste für kranke und alte Menschen die Tätigkeitsschwerpunkte, sehen sich die Ehrenamtlichen heute vor neue Herausforderungen gestellt. Flüchtlingsarbeit und Nachwuchsmangel bewegen die Gemüter zum Beispiel. Die Frage, wie die gemeindliche Caritas-Arbeit von Morgen aussehen kann, stand im Mittelpunkt eines Zukunftsworkshops, zu dem der Caritasverband Emsdetten-Greven rund 20 ehrenamtliche Mitarbeiter aus Emsdetten, Greven und Saerbeck eingeladen hatte. Am Ende gab es eine beruhigende Botschaft von Lena Dirksmeier, Geschäftsführerin der Caritas Konferenzen Deutschland im Bistum Münster: „Seien Sie gewiss, dass es ehrenamtliche Caritas-Arbeit auch noch in zehn oder 20 Jahren in Ihren Gemeinden geben wird. Aber sie wird sich ändern.“
Mit dem Sozialkaufhaus der Caritas am Spatzenweg in Emsdetten, kurz KadeCa genannt, hatte der Verband den Ort für die Veranstaltung nicht zufällig gewählt. „Wir möchten mit diesem Ort dokumentieren, was der Caritasverband in der Praxis leistet“, sagte Geschäftsführer Bernward Stelljes. Dort ist neben dem Sozialkaufhaus auch die Emsdettener Ausgabestelle der Tafel untergebracht, für die sich rund 70 Ehrenamtliche engagieren. Insgesamt zählt der Caritasverband in den Kommunen Emsdetten, Greven, Saerbeck und Reckenfeld rund 250 ehrenamtliche Mitarbeiter und damit nicht wesentlich weniger, wie er auch hauptamtlich beschäftigt. Seit rund einem Jahr widmet sich Ansgar Kaul als hauptamtlicher Mitarbeiter mit einer halben Stelle der Gemeindecaritas.
Was die Ehrenamtlichen in den Gemeinden bewegt, schilderten die Frauen und Männer eingangs. Nach tiefen Umwälzungen durch die Gemeindefusionen in Emsdetten und Greven suchen die Ehrenamtlichen dort vor allem nach neuen Strukturen. In Saerbeck, wo auf gemeindlicher Ebene noch alles beim Alten ist, wie auch andernorts werden die traditionellen Haussammlungen immer schwieriger. Sie sind bisher die wichtigste Einnahmequelle für die Gemeindecaritas. Die Spenden verbleiben zu 100 Prozent im jeweiligen Ort und werden dort an Bedürftige in schwierigen Lebenssituationen ausgegeben. Die Akzeptanz der Sammlungen aber lasse allgemein nach.
Dass zweckgebundene Spendenaktionen dennoch gute Früchte tragen können, führte Lena Dirksmeier anhand von Beispielen aus anderen Kirchengemeinden aus. Was Caritas in der Armutsarbeit leisten kann, zeigt auch ein Beispiel aus Greven. Dort haben Schwester Christin Gödde und Werner Gerling ein ehrenamtliches Beratungsangebot installiert, das auf große Resonanz stößt.
Am Ende eines lebhaften Austausches wussten die hauptamtlichen Mitarbeiter sehr viel deutlicher, wo ihren ehrenamtlichen Mitstreitern der Schuh drückt. Diese wünschen sich eine engere Anbindung an den Verband und eine engere Begleitung durch Hauptamtliche bei der Organisation neuer Strukturen vor Ort. Außerdem sehen sie neben der Flüchtlingsarbeit einen intensiveren Umgang mit alten und vereinsamten Menschen als vordringliche Aufgaben.
Die Ehrenamtlichen bekamen Hinweise für die Suche nach neuen Mitstreitern: Konkrete Projekte mit einem abschätzbaren Zeitrahmen, nachvollziehbare Hilfen vor Ort und eine klare Organisation der Arbeit – das verlangen Menschen heute, wenn sie sich ehrenamtlich einbringen. Dazu Lena Dirksmeier: „Menschen wollen heute nach wie vor etwas für andere tun. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“
Ansgar Kaul (Mitte), für die Gemeindecaritas zuständiger Mitarbeiter, und Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes (l.) begleiteten den Zukunftsworkshop für ehrenamtliche Mitarbeiter aus Emsdetten, Greven und Saerbeck.