Am Dienstag hießen sie führende Vertreter des Diözesancaritasverbandes willkommen und präsentierten ihnen mit den Angeboten für Menschen mit Sinnesbehinderungen eine wahrhaft starke Seite der Caritas in Emsdetten und Umgebung.
Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Caritasverbandes in der Diözese Münster bereist eine Delegation um Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann und den Vorsitzenden, Domkapitular Josef Leenders, eine Woche lang ausgewählte regionale Caritasverbände. Bei der Visite in Emsdetten schauten Gäste und Gastgeber auf die Anfänge der Dienste für Menschen mit Sinnesbehinderungen, insbesondere für hörgeschädigte Menschen zurück. Mit seinen umfangreichen Hilfen in diesem Bereich hat der Caritasverband Emsdetten-Greven ein echtes Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen.
Um die Gäste auf das facettenreiche Thema einzustimmen, hatten die Mitarbeiter des Caritasverbandes Emsdetten-Greven schon für den traditionellen Fußmarsch im Vorfeld des fachlichen Austausches ein Experiment vorbereitet. So lud Caritas-Vorstand Bernward Stelljes seine Gäste ein, auf einer Teilstrecke ihres Spaziergangs von der Ems bis zum Grotthoff-Dahlmann-Stift an der Delpstraße Ohrschützer anzulegen, um sich in die Wahrnehmung hörgeschädigter Menschen einfühlen zu können. „Was das mit unserer Kommunikation macht, haben wir gleich festgestellt“, resümierte der Diözesancaritasdirektor am Ende der Veranstaltung. „Bis auf wenige Gesten war Kommunikation kaum mehr möglich“, so Heinz-Josef Kessmann.
Fachbereichsleiterin Michaela Kopp erinnerte an die Anfänge der Arbeit mit Menschen mit Sinnesbehinderungen des Caritasverbandes Emsdetten-Greven und warf einen Blick auf heutige Herausforderungen. Hatte sich der katholische Wohlfahrtsverband ab 1986 zunächst um die Nachsorge für suchtkranke hörgeschädigte Menschen gekümmert und das Haus Mirjam in Betrieb genommen, nimmt der Bereich heute großen Raum im Verband ein. Dazu gehören unter anderem Beratungsarbeit, ambulante und stationäre Wohnangebote sowie der Integrationsfachdienst, der sich um die Vermittlung und Begleitung sinnesgeschädigter Menschen im Berufsleben kümmert.
Wie der hiesige Caritasverband seine eigenen Ansprüche auf diesem Gebiet ganz konkret umsetzt, führte Inga Stecknitz den Gästen vor Augen. Selbst von Taubheit betroffen, ist sie als pädagogische Mitarbeiterin im Grotthoff-Dahlmann-Stift beschäftigt. Eindrucksvoll stellte sie – unterstützt von Gebärden-Dolmetschern – ganz praktisch vor, welche Barrieren hörende und nicht hörende Kollegen im Berufsleben zu überwinden haben. Schon nach dem Schulabschluss sei sie auf Grenzen gestoßen, als sie ein Studium im sozialen Bereich angestrebt habe. Die Arbeitsagentur habe damals darauf hingewiesen, dass das für hörgeschädigte Menschen nicht möglich sei. Dass sich in den vergangenen Jahren viel auf dem Gebiet getan hat, zeigt auch das Beispiel von Inga Stecknitz. Sie hat in diesen Tagen ein berufsbegleitendes Studium aufgenommen.
Über die Situation sinnesbehinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt informierte Johannes Magin, Vorsitzender des Bundesverbandes Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP). Trotz aller Schwierigkeiten und Mängel im System ermunterte der Sprecher des Caritas-Fachverbandes seine Zuhörer, nicht nur die gesetzlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen zu kritisieren. Statt dessen solle jeder Verband auch in seiner Rolle als Arbeitgeber die eigenen Möglichkeiten ausschöpfen und dabei nicht auf die Schwächen, sondern die Stärken der betroffenen Menschen bauen.
Bevor die Gästeschar den Besuch mit einem Mittagessen in der Caritas-Pop-Up-Bar in der Emsdettener Innenstadt ausklingen ließ, trat der Gebärdenchor „Sing a Sign“ im Garten des Grotthoff-Dahlmann-Stiftes auf. 2018 wartet auf die Aktiven des Chores unter Federführung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven ein Auftritt vor wahrlich großem Publikum. Wie Michaela Kopp am Rande des Besuchs bekannt gab, wurde „Sing a Sign“ für den Katholikentag in Münster engagiert.
Auf ihrem Fußmarsch von der Ems zur Delpstraße ließen sich die Gäste des Diözesancaritasverbandes auf ein spannendes Experiment ein und setzten Ohrschützer auf, um sich in hörgeschädigte Menschen hineinzufühlen. So auch Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann (v.l.), Diözesanvorsitzender Josef Leenders und Bernward Stelljes, Caritas-Vorstand Emsdetten-Greven.