EMSDETTEN/GREVEN/SAERBECK. Morgens um halb acht ist Hans-Helmut Kellers in seinem Element. „Ihr fahrt heute die Grevener Route. Emsdetten ist schon unterwegs“, sagt der 64-Jährige und blickt auf den eng beschriebenen farbigen Plan an der Pinnwand seines Büros im Kaufhaus der Caritas, kurz KadeCa, am Spatzenweg in Emsdetten. Vor den beiden Fahrern Peter Jürgens (71) und Werner Puckert (73) liegt eine rund vierstündige Tour, die sie von Greven über Nordwalde und Reckenfeld bis nach Sprakel führen wird. Am Ende werden sie bis zu 800 Kilogramm Lebensmittel in den weißen Caritas-Sprinter geladen haben. Peter Jürgens und Werner Puckert gehören zum gut 30-köpfigen ehrenamtlichen Fahrer-Team der Tafel unter dem Dach des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. Regelmäßig leisten sie ihren Beitrag gegen den ganz alltäglichen Hunger.
Caritas-Mitarbeiter Hans-Helmut Kellers teilt die Fahrer ein und organisiert die Tourenpläne. Eine echte Herausforderung. „Ich versuche, den Plan möglichst weit im Voraus zu machen, damit jeder Fahrer sich auf seine Termine einstellen kann“, erklärt er. Was dann kommt, ist Alltag: Krankmeldungen, Tourentausch, Verhinderungen wegen Urlaubs. „Nach zwei bis drei Tagen sieht ein neuer Plan aus wie ein Picasso-Gemälde“, gesteht Kellers und lacht. „Aber bislang haben wir das immer noch hinbekommen.“ Ob es noch lange gut geht? Hans-Helmut Kellers wagt keine Prognose. Fest steht: Der Caritasverband Emsdetten-Greven benötigt dringend weitere ehrenamtliche Fahrer, um die Tafeln für bedürftige Menschen auch weiterhin in Emsdetten, Greven, Reckenfeld und Saerbeck decken zu können. Auch Frauen wären im Team gern gesehen. Jeweils zu zweit gehen die Helfer morgens auf Tour. „Eigentlich sollte jeder nur ein Mal die Woche an der Reihe sein“, sagt Kellers. Derzeit springen allerdings viele Fahrer häufiger ein. „Wenn von denen einer ausfällt, haben wir ein echtes Problem“, so Kellers.
Sechs Mal die Woche bekommen Bedürftige an insgesamt fünf verschiedenen Standorten gegen kleines Geld etwas auf den Tisch: Brot, Obst und Gemüse, Konserven und alles, was der Lebensmitteleinzelhandel als nicht mehr verkaufbar aussortiert, sammeln die Fahrer in Bäckereien, Supermärkten und Discountern ein. Etwa 70 bis 100 Kilometer lang ist eine Tour. Rainer van der Velde aus Altenberge ist neu im Fahrer-Team. Er weiß, wie es sich anfühlt, selbst an der Tafel anzustehen. „Als ich das erste Mal bei der Tafel war, hatte ich zehn Tage lang nichts gegessen“, sagt er. Es sei ein wunderbares Gefühl gewesen, für zwei Euro eine Tasche voller Lebensmittel zu bekommen.
An die Menschen, die sie versorgen, denken auch die anderen Fahrer. „Ich finde, dass es eine gute Sache ist“, sagt Dieter Henschke aus Emsdetten. Er hat die erste Tour an diesem Morgen hinter sich. Aus dem Sprinter duftet es nach frisch gebackenen Brötchen und Brot. An diesem Tag werden die Backwaren in Reckenfeld ausgegeben. 40 Jahre lang war Dieter Henschke Polizist. Im Ruhestand wollte er etwas Sinnvolles tun. Unterwegs auf seinen Touren trifft er viele Menschen, die er von früher kennt. „Es ist schön, mit so vielen Menschen zu tun zu haben.“ So sieht das auch Waldemar Stark. Der 70-Jährige schätzt die Arbeit im Fahrer-Team. „Das ist eine ganz tolle Truppe hier.“
Wer sich für eine Tätigkeit als ehrenamtlicher Fahrer für die Tafeln in Emsdetten, Greven, Saerbeck und Reckenfeld interessiert, sollte einen Autoführerschein besitzen und etwa einen halben Tag pro Woche Zeit haben. Gesucht werden Helfer aus Greven, Saerbeck, Emsdetten und Umgebung. Wichtig sind Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Freude am Umgang mit Menschen. Die Fahrzeuge stellt der Caritasverband Emsdetten-Greven. Start aller Touren ist gegen 7.45 Uhr am Kaufhaus der Caritas am Spatzenweg 46 in Emsdetten. Interessierte können sich melden bei Hans-Helmut Kellers, Telefon 02572/ 157841, oder unter tafel@caritas-emsdetten-greven.de
Morgens um 8 sind die Lebensmittelkörbe im Sprinter noch leer. Sie sorgen dafür, dass das nicht so bleibt: (v.l.) Dienter Henschke, Werner Puckert, Peter Jürgens, Waldemar Stark, Hans-Helmut Kellers und Rainer van der Velde.