Erste Ideen kamen schon 1980 auf. Es war die Idee, ein Wohnhaus für geistig Behinderte in Greven zu bauen. Schließlich werden behinderte Kinder auch irgendwann erwachsen, wollen nicht weiter bemuttert werden und ihr eigens Leben führen - so weit dies geht. Aber von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es noch eine Weile. Am 5. Januar konnte schließlich der erste Bewohner in das "Haus Tobias" an der Blücherstraße einziehen.
Josef Ridders senior, der ehemalige Vorsitzende des Caritasverbandes, war gemeinsam mit Margret Schmitz und Walter Gördes der "Motor" des Projektes. Sie fanden auch das Grundstück an der Blücherstraße, wo das Haus Tobias schließlich gebaut wurde. Viele Schwierigkeiten waren zu überwinden, bis die Finanzierung des Projekts endgültig gesichert war. Allein knapp 2,1 Millionen Mark kostete der Bau, weitere 138 000 Mark kamen an Einrichtungskosten hinzu. Zu den Baukosten steuerte die Stiftung Wohlfahrtspflege 500 000 Mark bei, 207 000 Mark stammten aus Eigenmitteln, der Rest kam von Land und Bund, die sich auch an den Kosten für die Einrichtung beteiligten. Rund 150 000 Mark kamen an Spenden zusammen. So unterstützte zum Beispiel Irmgard Denz, vielen Grevenern noch unter ihrem "Titel" Turnmutti bekannt, das Projekt. Zu ihrem 80. Geburtstag verzichtete sie auf Geschenke und sammelte so 1000 Mark als Spende für das Haus Tobias.
Am Donnerstag, 1. Juli 1993, wurde das Ganze dann auch offiziell. Im Rahmen eines Festaktes in der benachbarten Martini-Schule weihte Regionalbischof Alfons Demming das Gebäude in Anwesenheit von jeder Menge lokaler Prominenz.
Entstanden war Platz für 24 Menschen, die häufig nicht nur geistig, sondern auch körperlich behindert sind. "Wir haben die Zahl der Plätze jetzt auf 21 reduziert, um weitere Doppelzimmer abzubauen", erklärte Michaela Kopp, Fachbereichsleitung von der Caritas Greven Emsdetten. Dafür seien aber auch seit 1998 insgesamt vier Außenwohngruppen in der Nähe der Einrichtung entstanden. 21 Bewohner leben jetzt im Haupthaus, 34 in den dezentralen Wohnungen. "Der Bedarf ist aber wesentlich höher, wir führen eine lange Warteliste", verdeutlichte Kopp.
Ziel der Einrichtung war es damals und natürlich auch heute, eine zentrumsnahe Einrichtung zu schaffen. "Unsere Bewohner arbeiten alle in den Werkstätten, sollen aber so weit es geht in der Freizeit auch am normalen städtischen Leben teilnehmen", erläutert Kopp. "Es ist für uns selbstverständlich, dass Menschen mit Behinderung in allen Bereichen des Lebens von Anfang an dabei sind. Dass sie dazugehören."
Die insgesamt 60 Mitarbeiter im Haus unterstützen die Bewohner des Hauses Tobias und der Außenwohngruppen in allen Fragen des alltäglichen Lebens und sind natürlich auch in Sachen Gesundheitsversorgung aktiv. Ein System, das äußerst gut lief und läuft. Und zwar so gut, dass selbst der damalige Vorsitzenden der Lebenshilfe Walter Gördes überrascht war. "Ich bin erstaunt, wie gut es läuft", sagte er während einer Versammlung der Lebenshilfe.
Jetzt, 25 Jahren nach der offiziellen Eröffnung, wird dieses Erfolgsmodell "Haus Tobias" natürlich gefeiert. Am gestrigen späten Nachmittag fand eine kleine Feier in der Kulturschmiede statt. Vielleicht wurde da ja auch das Rätsel gelöst, wie das Haus Tobias zu seinem Namen kam. Wir werden in der Montagsausgabe darüber berichten . . .
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-Peter Beckmann- Greven -