Dass aber zehn Jahre überwiegend ehrenamtlicher Einsatz im Sinne einer Hilfe von Mensch zu Mensch sehr wohl ein Grund zur Freude sind, fand ebenfalls die Zustimmung aller Beteiligten. Zum 1. September ist es genau ein Jahrzehnt her, dass die Emsdettener-Grevener Tafel unter dem Dach des Caritasverbandes Emsdetten-Greven die Verteilung von überschüssigen Lebensmitteln des Einzelhandels an Bedürftige aufgenommen hat. Seither hat der Caritasverband ein Jahrzehnt voller Einsatz im Haupt- und Ehrenamt erlebt.
Die Zahlen sprechen für sich: Rund 117.360 Kilogramm Lebensmittel wurden allein im Jahr 2014 in Greven ausgegeben, in Reckenfeld waren es weitere 40.425 Kilogramm. Aktuell profitieren 820 Menschen in Greven vom Angebot der Tafel, darunter 279 Kinder unter 18 Jahren. In Reckenfeld sind es 195, darunter 51 Minderjährige. In den beiden Ausgabestellen in Greven und Reckenfeld sorgen insgesamt 68 ehrenamtliche Mitarbeiter für eine reibungslose Verteilung der Waren und kümmern sich um die Sortierung und Aufbereitung. Hinzu kommen 37 Fahrer, die die Lebensmittel im Großraum Greven und Emsdetten einsammeln.
Begleitet werden die vielen Ehrenamtlichen von hauptamtlichen Caritas-Mitarbeitern des Fachbereichs Arbeit und Beschäftigung. Unter dessen Dach hatte Mitarbeiterin Irene Fröhlich den Anstoß zur Gründung der Tafel gegeben. „Von Anfang an hat eine ganze Reihe von Ehrenamtlichen mit ins Rad gepackt“, bedankte sich Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes stellvertretend für alle Grevener Ehrenamtlichen nun bei Ruth Zurheide, Ingrid Koling und Hanni Schmitz. Das habe den Caritasverband erheblich belebt. „Unser Verband lebt von Menschen, die das Ganze ehrenamtlich begleiten“, so Bernward Stelljes. Mehr als 900 Öffnungstage allein in der Ausgabestelle in Greven hat Ingrid Koling in ihrer Statistik vermerkt. „Bis hatten bisher hier insgesamt 47.672 Kunden“, sagt die Ehrenamtliche.
Solche Zahlen dürfe es in seinen Augen gar nicht geben, räumte Grevens Bürgermeister Peter Vennemeyer ein. Sie zeugten von erheblichen Problemen hierzulande. „Deshalb ist es aller Ehren wert, dass sich so viele Menschen ehrenamtlich in diesem Bereich engagieren“, befand der erste Bürger der Stadt. Unabhängig vom aktuellen Flüchtlingsstrom, der sich auch in den Nutzerzahlen der Tafel spiegelt, rechnet er mit einem weiter steigenden Bedarf von Angeboten wie der Tafel. Er zeigte sich erfreut, dass mit dem Caritasverband Emsdetten-Greven ein fachlich versierter Träger das Angebot organisiert. „Es muss hauptamtliche Strukturen geben, die das begleiten. Das ist eine wichtige Einrichtung für unsere Stadt“, so Peter Vennemeyer.
Im Namen der katholischen Kirchengemeinde St. Martinus begrüßte Pfarrer Klaus Lunemann das Angebot der Emsdettener-Grevener Tafel. Sie entlaste auch die Pfarrcaritas vor Ort, weil von dort Menschen an die Tafel verwiesen werden könnten. Letztlich erfülle Caritas als gelebter Ausdruck von Nächstenliebe so eine Uraufgabe von Kirche.
Dabei bereichert das Angebot nicht nur die Kunden, sondern auch jene, die sich um sie kümmern, bekennt die Ruth Zurheide, eine der Ehrenamtlichen der ersten Stunde. „Ich habe schon damals gespürt, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird“, erinnerte sie an die Anfänge. „Auch für mich persönlich ist das eine sehr sinnhafte Aufgabe.“ Das sehen auch ihre Mitstreiter in der Ausgabestelle in Reckenfeld so. „Ich komme gerne hierher“, bekennt Erich Walczak, der zupackt, wenn die schweren Warenkisten eintreffen. „Wir treffen überwiegend nette Leute, mit denen freundschaftliche Gespräche möglich sind.“ Für Elke Rietentied ist die Mitarbeit auch ein Stück Hilfe zur Selbsthilfe. Denn als sie vor vier Jahren zum ehrenamtlichen Team in Reckenfeld stieß, war sie in keiner guten Verfassung. „Seit der Zeit bin ich viel offener geworden. Ich habe mehr Kontakt – und ich helfe gerne den Leuten.“
Lob und Dankesworte für Haupt- und Ehrenamtliche der Tafel gab es nun anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Angebots. Eine kleine Bilanz zogen nun: (v.l.) Bürgermeister Peter Vennemeyer, Ingrid Koling, Ruth Zurheide, Fachbereichsleiter Helmut Henrich, Hanni Schmitz, Pfarrer Klaus Lunemann und Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes.
Wenn die Ware in der Ausgabestelle in Reckenfeld eintrifft, sind viele helfende Hände gefragt.
Die Emsdettener-Grevener Tafel
Regelmäßig versorgt der Caritasverband Emsdetten-Greven Bedürftige an vier Ausgabestellen mit Lebensmitteln. Aktuell hat der Verband 780 Berechtigungsausweise ausgegeben. Damit profitieren knapp 2.000 Menschen von dem Angebot. Allein in Greven gibt es aktuell 311 Bedarfsgemeinschaften mit insgesamt 820 Haushaltsangehörigen, in Reckenfeld sind es 95 mit 195 Haushaltsangehörigen. Insgesamt engagieren sich 194 ehrenamtliche Mitarbeiter für die Emsdettener-Grevener Tafel, davon 37 als Fahrer und allein 68 als Helfer in Greven und Reckenfeld. Ausgabestellen sind in Greven an der Kirchstraße 5 (dienstags und donnerstags von 14.30 bis 16 Uhr), in Greven-Reckenfeld an der Emsdettener Landstraße 9 c (mittwochs von 14.30 bis 16 Uhr), in Emsdetten im sozialen Kaufhaus der Caritas (KadeCa) am Spatzenweg 46 (montags und freitags jeweils von 15 bis 17 Uhr) sowie in Saerbeck an der Marktstraße 3 (donnerstags von 15 bis 17 Uhr).