Seit fünf Jahren versorgt das Sozialkaufhaus, (KadeCa) das auch die "Tafel" beherbergt, Bedürftige mit Möbeln, Dekoartikeln, Bekleidung, Hausrat, Spielzeug und eben Lebensmitteln. Die Zahl der Bedürftigen ist in den letzten drei Jahren leicht angestiegen. "Sicher hängt die Zunahme der Bedürftigen Familien auch mit der Flüchtlingssituation zusammen", räumt Henrich ein, doch so genau könne das gar nicht ermittelt werden, da zum Kundenkreis der Tafel und des Sozialkaufhauses ohnehin viele Familien mit Migrationshintergrund zählten. Dass die Zahlen in Anbetracht der Flüchtlingssituation nicht ganz so drastisch angestiegen sind, führt Tobias Wichmann, Sozialarbeiter im Sozialkaufhaus, auch darauf zurück "dass die Flüchtlingsunterkünfte in der Regel mit dem Nötigsten ausgestattet sind". Insgesamt zeigen sich Henrich und Wichmann zufrieden, "nur die Verständigung ist oft ein großes Problem", stellen die Verantwortlichen unisono fest. Eine große Unterstützung ist dabei die Möglichkeit, dass jeder ausländische Kunde auch ehrenamtlich im Sozialkaufhaus oder bei der Tafel mithelfen könne. Rund 85 Mitarbeiter sind für die Tafel und das Sozialkaufhaus im Einsatz, viele von ihnen mit fremdländischen Wurzeln. Flucht nach vorn Einer, der diese Chance auch für sich nutzt, ist Mohammed Rabiee. Seit anderthalb Jahren lebt der gebürtige Iraner in Deutschland. Seine Deutschkenntnisse sind für diesen Zeitraum beachtlich. "Habe ich mir im Internet beigebracht" verkündet der 37- Jährige stolz. Doch durch die Aushilfe bei der Tafel lerne er die Sprache immer besser. Rabiee unterstützt das Team um Tafelleiterin Thea Thoben. Rabiee spricht neben persisch auch paschtunisch, die Amtssprache Afghanistans, etwas arabisch, englisch und französisch. Damit ist er ein wichtiges Bindeglied zwischen Angebot und Kundschaft."Es ist nicht einfach, beispielsweise unser Farbsystem auf Anhieb zu verstehen", nennt Henrich eine der Verständigungsschwierigkeiten. Er erklärt: "Weil der Andrang an den Öffnungstagen so groß ist, gibt es Eintrittsausweise mit vier Farben. Jede Woche darf eine andere Farbe zuerst ins Kaufhaus." Gut, wenn dann jemand dolmetschen kann. Das Engagement und die Spenden aus der Bevölkerung bezeichnen Henrich und Wichmann als erfreulich. Nur Kinderbekleidung, Handtücher und Bettwäsche seien ständig Mangelware. "Ach, und Männersachen" fällt Henrich ein. Männersachen? "Ja, das liegt vielleicht daran, dass wir nur eine Jeans im Schrank haben und die dann auftragen."
Pressemitteilung
Ein Ort gelebter Integration
Erschienen am:
30.07.2015
Herausgeber:
Emsdettener Volkszeitung