Die Angst sitzt im Nacken: Hoffentlich tut er sich nicht etwas an. In Emsdetten gibt es auf den weiterführenden Schulen ein Team, das solche Ängste sehr ernst nimmt: Sie sind kundig in Seelsorge, Sozialarbeit und Psychologie, tragen die Vorsilbe „Schul“ vor ihrer Berufsbezeichnung.
Kinder, die unter der Trennung ihrer Eltern leiden, gehören zu ihren „Fällen“ ebenso, wie junge Menschen, die dem Leistungsdruck nicht gewachsen sind, oder bald auch Flüchtlingskinder, die schwere traumatische Erfahrungen gemacht haben. „Einen Fall habe ich schon“, erzählte Schulpsychologin Gunhild Ortmeier am Dienstag im Schulausschuss, dazu weitere fünf Anfragen.
Vor den Fachpolitikern muss sie ihre Arbeit rechtfertigen. Ihre 90 „Fälle“, die sie allein in diesem Jahr mit ihrer Halbtagsstelle bewältigt. Die Arbeit der Caritas-Angestellten kostet Geld. 36 000 Euro soll die Stadt dafür zahlen. Freiwillig.
Der Kreis Steinfurt könnte die Aufgabe übernehmen. Die Stadt würde 36 000 Euro einsparen. Für die knapp 1300 Grundschülern sind die Schulpsychologen des Kreises schon zuständig – ab dem kommenden Jahr auch für die rund 2300 Schüler vom Gymnasium, von den Realschulen und der Hauptschule? Matthias Cieslak (CDU) kann sich das vorstellen. Er hatte gehofft, dass der Caritas ein Konzept vorlege, wie er mit weniger Finanzmitteln auskommt. „Stattdessen bekommen wir eines, dass mehr Leistungen fürs gleiche Geld verspricht.“ Cieslak zitierte auch den Kreis, der meinte, für die Flüchtlinge bestehe derzeit keine Nachfrage nach Schulpsychologen. Ein Raunen geht durch die Reihen der Politiker. „Ich sehe da große Probleme“, entgegnete Gerd Endemann (SPD). Die Hauptlast trage die Marienschule, die bereits 70 Flüchtlingskinder unterrichte. „Viele haben traumatische Situationen hinter sich. Ihnen muss schnell geholfen werden“, war Endemann überzeugt.
Markus Hachmann, der Schulseelsorger, machte sich ebenfalls für Gunhild Ortmeier stark. „Ich erlebe es, wie gut es ist, dass wir eine Psychologin haben, die zugleich als Beraterin ausgebildet ist.“
Rückendeckung bekommt Ortmeier von allen Seiten. „Die Beratung ist kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit“, sagte Mechtild Heine-Ohde (Grüne). Sie würde sich wünschen, dass man sich diese jährliche Diskussion endlich spare. Und Theodor Eßling (UWE) meinte gegen Ende der Diskussion: „Die Qualität steht außer Frage. Da können wir nicht zurück.“
Mit dem Schulausschuss begann am Dienstag die Runde der Beratungen. Abstimmungen erfolgen später. Im Zuschauerraum hörte Martinum-Schulleiterin Anne Jürgens mit. Sie setzt sich im Namen aller weiterführenden Schulen dafür ein, dass die Stelle fortgeführt wird. Für Detlef Eden von der Caritas ist jedenfalls ganz klar: „Eine 1:1-Übernahme vom Kreis geht nicht.“ Klaus Spellmeyer