Hospizdienst Emmaus: Ehrenamtliche berichten von ihrer Arbeit und von Fragen auf dem Wochenmarkt
"Es geht auch, mit Sterbenden zu lachen"
Emsdetten. An einem sonnigen Plätzchen gegenüber des Extrablatts mischt sich zwischen Obst und Gemüse, Schinken und Eier behutsam das Thema Sterben und Tod in das Treiben des Emsdettener Wochenmarkts. Ehrenamtliche des Ambulanten Hospizdiensts Emmaus der Caritas tun hier das, was auch ihre Arbeit prägt. "Wir gehen ja immer auf Menschen zu, lassen uns auf sie ein", beschreibt das Norbert Berges, einer der Hospizdienstler.
Er, seine Kolleginnen Mechtild Autermann und Ulla Dembsky sowie die hauptamtlichen Koordinatorinnen Veronika Hoffmann und Anja Gloddek-Voß nehmen den Beginn des neuen Jahres zum Anlass, einmal von ihren Erfahrungen in der ambulanten Hospizarbeit und beim regelmäßigen Infostand auf dem Markt zu erzählen.
Der ambulante Hospizdienst Emmaus bietet eine kostenfreie Begleitung für schwerkranke Menschen in der letzten Lebensphase sowie für deren Familien und Zugehörige. So umreißt Veronika Hoffmann den selbstgewählten Auftrag. Während dieser Begleitung gilt die Schweigepflicht. Am Infostand auf dem Markt sind Fragen sehr erwünscht.
Was bewegt jemanden, seine Zeit Menschen am Lebensende zu widmen? Viel schwerer zu beantworten als irgendeine sachliche Nachfrage, findet Norbert Berges. "Wir wollen Menschen in der vielleicht schwierigsten Lebensphase nicht alleine lassen", sagt er und schildert die eigenen Erlebnisse mit dem sterbenden Vater. "Am Lebensende helfen zu können, das erfüllt mich", beschreibt Norbert Berges seine persönliche Motivation. Wenn er das am Infostand erzählt, scheint es ihm manchmal, als ob eine Türe aufgestoßen sei: "Dann kommen die Nachfragen, manchmal ganz konkret."
Behutsam will Ulla Dembsky auf das Thema und den Hospizdienst aufmerksam machen. "Ich frage auf dem Markt erst einmal nach, ob jemand überhaupt angesprochen werden möchte", berichtet sie. Häufig sei die Antwort "ja", gefolgt von Berichten über Sterbefälle in der Familie und vielen Fragen. Ulla Dembsky erklärt dann, dass sich Anfragen von Angehörigen oder auch von Pflegeheimen am besten zuerst an die Koordinatorinnen richten. Sie besuchen die möglichen Klienten und ihre Familie zuhause, lernen sie kennen, erläutern die Angebote des Hospizdiensts und versuchen, aus dem Pool von 70 ausgebildeten Ehrenamtlichen den oder die Passende zu finden. Man lernt sich kennen. Wenn es passt und alle Beteiligten ja sagen, übernehmen die Ehrenamtlichen die weitere Begleitung.
"Natürlich sind wir immer gespannt, auf welche Menschen wir treffen", sagt Mechtild Autermann. Häufig gebe es großen Redebedarf, gerade über das bis dahin vielleicht verdrängte Thema Tod und Sterben. "Viele genießen unsere Besuche", ist ihre Erfahrung. Häufig seien diese Besuche zunächst wöchentlich, später öfter. Man lote gemeinsame Interessen aus, unternehme etwas, organisiere mitunter Highlights wie einen Ausflug ans Meer - "so, wie es am besten passt". Schon, dass eine andere Person dabei ist, werde von vielen Betreuten bereichernd wahrgenommen. Und von Angehörigen als Entlastung, wie Mechtild Autermann sagt.
Viele wundere, dass der Hospizdienst kostenfrei sei, berichtet Mechtild Autermann. "Ich sehe meine Arbeit als Geben und Nehmen mit den Betreuten und ihren Angehörigen", meint die Hospizdienstlerin dazu, "und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mehr bekommen als ich gebe".
Viel erzählen lassen und zuhören, das hat Norbert Berges bei der Begleitung Sterbender als ganz wichtig erkannt. Und sein Smartphone für YouTube-Videos, Musik und Bilder. Lebensrückblicke anhand von Fotos gibt es immer wieder, Haare kämmen, Musizieren, Fantasiereisen, Lippenpflege, wärmende Körnerkissen - wie es am besten passt eben. "Es geht auch, in Familien mit Sterbenden Spaß zu haben und zu lachen", weiß Mechtild Autermann - einerseits. Andererseits "muss man auch aushalten, dass die Dinge sind, wie sie sind und nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen herrschen". Wichtig sei, so die Ehrenamtliche, "dass am Ende alle sagen: Es war eine gute Zeit mit der Hospizdienst-Begleitung".
Der Ambulante Hospizdienst Emmaus des Caritasverbands begleitet Sterbende, ihre Familien und Zugehörige ehrenamtlich, kostenfrei und der Schweigepflicht unterliegend. Er bietet seinen Dienst in Emsdetten, Greven und Saerbeck an, ausdrücklich auch für Menschen mit Beeinträchtigung, Demenz, Alleinstehende, Bewohner von Seniorenheimen oder auch nur für Angehörige. Die Konfession spielt keine Rolle. Die Dauer der Begleitung kann von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten reichen.
Die hauptamtlichen Koordinatorinnen des Caritasverbands unterstützen die Arbeit der zurzeit etwa 70 Ehrenamtlichen mit Aus- und Fortbildungsangeboten, organisieren die vierwöchentlichen Treffen und gemeinsame Aktionen und bieten Supervision.
Ab April informiert der Hospizdienst regelmäßig mit einem Stand auf dem Wochenmarkt in Emsdetten. Für Menschen, die sich eine Tätigkeit im Hospizdienst vorstellen können, gibt es zum Einstieg Befähigungskurse.
Der nächste Infostand auf dem Wochenmarkt in Emsdetten ist am 08. April 2023.
Kontakt: Veronika Hoffmann, Bachstraße 15, Emsdetten, Tel. 02572/ 15722, mob. 0170 7886505, E-Mail v.hoffmann@caritas-emsdetten-greven.de; Anja Gloddek-Voß, Kirchstraße 5, Greven, Tel. 02571/ 800997, mob. 0170 2002039, E-Mail gloddek-voss@caritas-emsdetten-greven.de.