Caritasverband Emsdetten-Greven bietet Deeskalationstraining für Mitarbeiter an
EMSDETTEN/GREVEN/SAERBECK. Wenn Steve Walker seinen Kollegen vom Fachbereich Hilfen für Menschen mit Behinderung Tipps an die Hand gibt, weiß er, wovon er spricht. Schließlich ist der ausgebildete Deeskalationstrainer selbst pädagogischer Mitarbeiter einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung unter dem Dach des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. Er weiß, dass die von seinen Kollegen und ihm betreuten Menschen im Alltag vor allem eines brauchen: ein Gefühl von Sicherheit. Um den Mitarbeitern in der Behindertenhilfe diese Sicherheit zu verleihen, hat der Caritasverband Emsdetten-Greven eine Schulungsreihe Deeskalationstraining gestartet. Darin lernen Mitarbeiter, wie sie ihr Verhalten gegenüber den Klientinnen und Klienten so ausrichten können, dass es gar nicht erst zu Eskalationen kommt.
Michaela Kopp, Leiterin des Fachbereichs Hilfen für Menschen mit Behinderung, hält das Schulungsprogramm für unerlässlich. „Wir als Caritasverband kommen damit unserer Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitern nach“, erklärt sie. Zwar seien Übergriffe durch Bewohner der stationären Einrichtungen für Menschen mit Behinderung eher selten. Dennoch haben es die Mitarbeiter mit einer veränderten Bewohnerstruktur zu tun. „In Zeiten von Inklusion leben vermehrt Menschen in stationären Einrichtungen, die ein viel höheres Maß an Unterstützung benötigen“, so die Fachbereichsleiterin. Bei ihnen seien häufiger Impulsdurchbrüche oder Verhaltensauffälligkeiten zu beobachten, weil es ihnen schwerer fällt, mit aus ihrer Sicht unverständlichen Situationen umzugehen. Kein Zufall also, dass Steve Walker seine Ausbildung zum Deeskalationstrainer bei der zuständigen Berufsgenossenschaft absolviert hat.
„Neben den Verhaltensregeln erlernen die Mitarbeiter ausschließlich körperschonende Abwehrtechniken im Sinne der Deeskalation“, betont Steve Walker. Anders als zum Beispiel bei der Selbstverteidigung sollen dem Gegenüber keinerlei Schmerzen zugefügt werden. In dem mehrstündigen Schulungsprogramm lernen die Teilnehmer unterschiedlichste Techniken kennen. Zum Beispiel, welche Haltung sie einnehmen müssen, um dem Bewohner Klarheit und Grenzsetzung zu vermitteln.
Neben praktischen Übungen nimmt die Theorie breiten Raum in der Schulung ein. „Man muss auf das Innenleben der Menschen schauen, um Verständnis dafür zu bekommen, warum sie reagieren wie sie reagieren“, betont Steve Walker. Diese Mischung aus theoretischem Wissen und der Gewissheit, auch für eine Krisensituation gewappnet zu sein, macht den Erfolg der Schulungsreihe aus. Denn schon nach dem vierten Durchgang sind die Ergebnisse greifbar. „Die Mitarbeiter kommen mit einer anderen Einstellung zur Arbeit und gehen mit den Bewohnern ganz anders um“, so der Deeskalationstrainer. Je mehr Ruhe und Sicherheit sie ausstrahlen, umso weniger komme es zu kritischen Situationen im Umgang mit den ihnen anvertrauten Menschen.
Nach und nach wird Steve Walker alle 150 Mitarbeiter des Fachbereichs Hilfen für Menschen mit Behinderung schulen. Langfristig können alle Mitarbeiter des Caritasverbandes Emsdetten-Greven dieses Angebot wahrnehmen.
Bildzeilen:
Der Deeskalationstrainer Steve Walker zeigt, wie Übergriffe abgewehrt werden können, ohne dem Gegenüber Schmerzen zuzufügen.