Auf Einladung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven suchten sie während einer Fachtagung unter dem Titel „Suchthilfe für Alle“ in der Kulturschmiede in Greven nach neuen Wegen der Suchthilfe für Menschen mit Behinderung. Denn dass die vorhandenen Angebote zur Beratung, Prävention und Therapie von Suchterkrankungen Menschen mit einer Intelligenzminderung nur schwer erreichen, haben Wissenschaftler und Praktiker aus Behinderten- und Suchthilfe erkannt.
Der Caritasverband Emsdetten-Greven hat deshalb mit Unterstützung der Aktion Mensch das Projekt „Suchthilfe für Alle“ ins Leben gerufen. Mit der Fachtagung setzte der Veranstalter ein Ziel um: die Vernetzung von Suchthilfe und Behindertenhilfe. „Wir wollen informieren, Interesse wecken, kritische Fragen stellen und zu kritischen Fragen anregen“, nannte Helmut Henrich, Leiter des Fachbereichs Hilfen für suchtkranke Menschen, Ziele der Fachtagung. Dass mit der Veranstaltung ein Austausch über Fachbereichsgrenzen und verschiedenste Träger und Institutionen hinweg gelungen ist, zeigte das breite Spektrum der Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Wohneinrichtungen, Beratungsstellen, Werkstätten und Diensten der Sucht- und Behindertenhilfe einschließlich des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
Über die große Resonanz freute sich Projektleiterin Heike Budke, die Projektziele und bisher Erreichtes vorstellte. Neben einer engen Vernetzung der Suchthilfe und der Behindertenhilfe innerhalb des Caritasverbandes Emsdetten-Greven wurden Kooperationen mit anderen Institutionen angestoßen. Auch erste praktische Schritte sind erfolgt, wie eine Nachsorgegruppe für Menschen mit Intelligenzminderung oder psychischen Beeinträchtigungen. Ein Gruppenangebot für abstinenzmotivierte hörgeschädigte Menschen ist im Aufbau.
Wie die stellvertretende Caritas-Geschäftsführerin, Michaela Kopp, erklärte, ist angesichts der zunehmenden Verselbstständigung von Menschen mit geistiger Behinderung das Thema Sucht auch bei diesem Personenkreis angekommen. Michaela Kopp: „Betroffene brauchen aber eigene Settings und Methoden in der Beratung und Therapie.“
Wissenschaftliche Belege dafür lieferte die Pädagogin und Sozialtherapeutin Marja Kretschmann-Weelink. Von 2009 bis 2013 hatte sie in einem Modellprojekt NRW-weit Daten zum Suchtmittelkonsum von Menschen mit geistiger Behinderung erhoben. Wie groß die Hemmschwellen in der Suchthilfe für Menschen mit eingeschränkter Intelligenz sind, führte der Suchtpsychologe, Peter Schinner, aus. Während seiner mehr als 20-jährigen Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung und Tätigkeit als Suchtbeauftragter der Lebenshilfe Berlin hat er erlebt, wie wenig die eher sprachlich orientierten Therapie- und Beratungsangebote der Suchthilfe Menschen mit Lernschwierigkeiten erreichen.
Informationen unter www.caritas-emsdetten-greven.de im Bereich Suchthilfe / Projekt Suchthilfe für alle
Zum Thema:
Das Projekt „Suchthilfe für Alle“
„Suchthilfe für Alle“ ist ein Projekt der Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. Ziel ist es, Menschen mit Behinderung den Zugang zur Drogen- und Suchtberatung zu ermöglichen und ihnen an ihrer Lebenswelt orientierte Unterstützungsmöglichkeiten zu bieten. Während der Projektphase sollen bestehende Angebote der Suchthilfe und der Behindertenhilfe miteinander vernetzt und unter anderem Kurs- und Therapieangebote für betroffene Menschen mit Behinderung entwickelt werden. Die „Aktion Mensch“ fördert das Projekt für drei Jahre noch bis zum Herbst 2017.
Marja Kretschmann-Weelink (3.v.l.) und Peter Schinner (3.v.r.) gaben viele Anregungen für den Fachtag „Suchthilfe für Alle“. Dazu hatte der Caritasverband Emsdetten-Greven mit Projektleiterin Heike Budke (l.), Fachbereichsleiter Suchthilfe Helmut Henrich (2.v.l.), Fachbereichsleiterin Behindertenhilfe Michaela Kopp (r.) und Andre Plagge, Leitung Suchtberatung, eingeladen.