Davon sind die Verantwortlichen des Caritasverbandes Emsdetten-Greven, der Träger des Angebotes ist, fest überzeugt. Sie hegen erhebliche Zweifel daran, dass die Regionale Schulberatungsstelle des Kreises Steinfurt (RSB) diese Lücke schließen kann. Genau das aber hatte die verantwortliche Mitarbeiterin des Schul-, Kultur- und Sportamtes des Kreises in ihrer Stellungnahme gegenüber der Stadt Emsdetten behauptet. Mit Befremden reagieren auch die Schulleitungen der weiterführenden Schulen in Emsdetten auf diese Aussage des Kreises. Am Dienstag berät der städtische Schulausschuss über das Thema.
Zum Hintergrund: Der Stadtrat Emsdetten hatte im Frühjahr entschieden, den freiwilligen städtischen Zuschuss für die Schulpsychologische Beratung unter dem Dach des Caritasverbandes zum Haushaltsjahr 2016 zu streichen. Der Caritasverband Emsdetten-Greven suchte daraufhin das Gespräch mit allen im Stadtrat vertretenen Fraktionen und legte schließlich ein überarbeitetes Konzept vor. Dazu hatte die Stadt Emsdetten eine Stellungnahme des Kreises Steinfurt eingefordert.
„Die Aussagen der offiziellen Stellungnahme decken sich in keinster Weise mit den Gesprächen, die wir mit den zuständigen Mitarbeitern der regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Steinfurt geführt haben“, kritisiert Detlef Eden, Fachbereichsleiter Hilfen für Kinder, Jugendliche und Eltern. „Uns haben die Mitarbeiter sehr deutlich signalisiert, dass sie unser Angebot nicht 1:1 übernehmen können. Ein Wegfall der Schulpsychologischen Beratung vor Ort würde zu spürbaren Einschnitten führen.“ Bisher stellt der Caritasverband für die Schulpsychologische Beratung eine halbe Stelle zur Verfügung. Damit betreut er fünf weiterführende Schulen in Emsdetten. Zum Vergleich: Die Schulberatungsstelle des Kreises hat 5,5 Stellen für kreisweit 180 Schulen zur Verfügung. Auf eine halbe Stelle kommen also rein rechnerisch mehr als drei Mal so viele Schulen wie derzeit in Emsdetten.
Mit deutlichem Befremden reagieren auch die Leitungen der weiterführenden Schulen in einer gemeinsamen Stellungnahme. So habe der zuständige Mitarbeiter des Kreises Steinfurt im Schulausschuss und gegenüber den Emsdettener Schulleitungen wiederholt betont, dass die RSB zwar die Aufgabe der Beratung für die Emsdettener weiterführenden Schulen übernehme, dass diese aber keinesfalls in dem Umfang möglich sei, wie sie derzeit durch die Caritas erfolge. Wörtlich heißt es in der Stellungnahme: „Wir können nicht nachvollziehen, inwiefern die Weiterführung einer bewährten Kooperation eine Verdichtung der schulpsychologischen Unterstützung und eine Gefahr der Zweifachversorgung mit sich bringt.“ Die Situation verschärfe sich vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsproblematik. „Wir gehen davon aus, dass traumatische Erfahrungen bei einigen Kindern vorliegen, auch wenn diese Erfahrungen aktuell noch nicht einzuordnen sind. Es bedarf einiger Zeit und Information, über die Sprachhürden hinweg diese Belastungen zu erkennen. Für uns ist nicht nachvollziehbar, zum gegebenen Zeitpunkt die bewährte Kooperation mit der Präsenz von Frau Ortmeier in den Schulen und den kurzen Wegen in Emsdetten aufzugeben“, so die Schulleitungen.
Auf eine zu erwartende Verschlechterung des Angebots deuten auch die aktuellen Fallzahlen der Schulpsychologischen Beratung in Emsdetten hin. Insgesamt 224 Beratungskontakte mit Kindern und Jugendlichen sowie 135 mit Eltern und 57 mit Lehrern gab es im Jahr 2014. Hinzu kommen Gespräche mit Vertretern beteiligter Behörden und Institutionen wie Jugendamt oder medizinischen Einrichtungen. Der Bedarf steigt. „Die Fallzahlen haben sich in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdoppelt“, sagt Schulpsychologin Gunhild Ortmeier. Auch die Resonanz der Eltern, die sich in Unterstützerbriefen geäußert hatten, ist eindeutig. Sie loben einhellig das gute Angebot vor Ort mit seiner zeitnahen Erreichbarkeit, schnellen Hilfe, Neutralität und der Qualität der Beratung.
Enttäuscht ist Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes über das Vorgehen der Stadt Emsdetten und des Kreises Steinfurt. „Ich hätte mir ein konstruktives Miteinander gewünscht. Dieses Vorgehen verstärkt aber den Eindruck, dass sich die Stadt Emsdetten aus ihrer Verantwortung stehlen möchte und den Kreis Steinfurt vorschiebt“, sagt er.
Fachbereichsleiter Detlef Eden und Schulpsychologin Gunhild Ortmeier bewerten die Stellungnahme des Kreises Steinfurt äußerst kritisch. „Die Aussagen darin decken sich nicht mit den Gesprächen, die wir mit den zuständigen Mitarbeitern geführt haben“, moniert Detlef Eden.