Um neue Zugänge in der Pastorale für Menschen mit Behinderung werben die Verantwortlichen des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. Während einer Fortbildung für angehende Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten der Bistümer Münster und Essen in den Räumlichkeiten des Verbandes gewährte dieser tiefe Einblicke in die Arbeit des Verbandes, insbesondere mit gehörlosen Menschen. Im Gespräch wurde deutlich: Die Kirchengemeinden sollten überprüfen, inwieweit sie Menschen mit Behinderung stärker einbeziehen können.
Ganz neue Sichtweisen für die Pastorale eröffnete der Vortrag von Caritas-Mitarbeiterin Inga Stecknitz. Denn die Erzieherin und Trainerin für Gebärdensprache ist selbst von Gehörlosigkeit betroffen. Eindrücklich schilderte sie ihren Zuhörern, mit welchen Hindernissen sie in Schule und Ausbildung zu kämpfen hatte, wie sich ihre heutige Arbeit für den Caritasverband gestaltet und wie es ihr nach vielen Jahren und zahlreichen Widerständen gelungen ist, ein berufsbegleitendes Studium an der Universität in Münster aufzunehmen.
Die zuständige Fachbereichsleiterin Michaela Kopp warb um eine Öffnung kirchlicher Angebote für Menschen mit Behinderungen. So sei es unverständlich, dass zum Katholikentag in Münster ein gesonderter Gottesdienst für Menschen mit Behinderung geplant sei. Wünschenswert seien hingegen Gottesdienstformen, die weniger das gesprochene Wort, sondern zum Beispiel auch die sinnliche Wahrnehmung in den Mittelpunkt stellen. Auch die Verwendung von einfacher Sprache im Gottesdienst komme nicht nur Menschen mit Behinderung entgegen.
Michaela Kopp beschrieb den Paradigmenwechsel, den es in den vergangenen Jahren in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung gegeben hat. Während früher eher die Fürsorge im Mittelpunkt der Arbeit stand, laute heute das Stichwort Selbstbestimmung. Vor diesem Hintergrund legt der Gesetzgeber den Schwerpunkt stärker auf ambulante Hilfen und Unterstützungsangebote.
Caritas-Vorstand Bernward Stelljes hatte den Gästen eingangs die Arbeit des Caritasverbandes Emsdetten-Greven vorgestellt. Die Hilfen für Menschen mit Behinderung sind einer von vier Fachbereichen des Verbandes. Der Besuch beim hiesigen Caritasverband war für die Gäste Bestandteil einer Themenwoche „Caritas“. In unterschiedlichen Verbänden erfuhren die angehenden Pastoralreferentinnen und -referenten wie vielfältig Caritas-Arbeit vor Ort ist.
Das erlebten die Gäste auch zum Abschluss des Besuchs in Emsdetten beim gemeinsamen Mittagessen im Café Leselust in der Stadtbücherei. Dort betreibt der Caritasverband Emsdetten-Greven ein Café, in dem überwiegend Menschen mit Behinderung beschäftigt sind. Nicht nur die Gäste der Stadtbücherei können sich dort mit Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie vielen Snacks verwöhnen lassen.
Als Caritas-Mitarbeiter Inga Stecknitz (Mitte) in Gebärdensprache von ihrem Leben mit Gehörlosigkeit berichtet, sind die Zuhörer äußerst interessiert.