Wer in schwere See gerät, ist dankbar wenn ihn ein Lotse in einen sicheren Hafen geleitet. Weil dieses Bild gut zu ihrem neuen ehrenamtlichen Beratungsdienst passt, haben die katholische Kirchengemeinde St. Pankratius und der Caritasverband Emsdetten-Greven schon den passenden Begriff für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Beratung gefunden. „Wir nennen sie Soziallotsen, weil sie die Ratsuchenden durch eine schwierige Situation begleiten“, sagt Ansgar Kaul, im Caritasverband zuständig für die Gemeindecaritas. In den kommenden Monaten startet der neue ehrenamtliche Beratungsdienst unter Federführung von Kirchengemeinde und Caritasverband. Nun suchen die Kooperationspartner ehrenamtliche Lotsen durch schwierige Lebenslagen.
Damit sie gut auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden, startet am 30. August ein Qualifizierungskursus für angehende Soziallotsen. Interessierte können sich noch bis 15. August anmelden. „Zuhören, Unterstützen, Begleiten – das sind die Aufgaben der Soziallotsen“, sagt Rita Walters von der Pfarrcaritas St. Pankratius. „Sie hören, wo das Problem ist, klären, welche Hilfen möglich sind und bieten ihre Begleitung an.“
Die ehrenamtliche Sozialberatung richtet sich an Menschen in schwierigen Lebenslagen. „Das können familiäre Probleme sein, Unterstützungsbedarf beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen, finanzielle Schwierigkeiten oder auch Alltagsprobleme, für die Ratsuchende Unterstützung suchen“, beschreibt Ansgar Kaul, was auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Beratung zukommen könnte. „Mit dem Kursus sollen sie befähigt werden, eine ganz niederschwellige Beratung für soziale Notlagen zu leisten“, so der Caritas-Mitarbeiter.
Dabei müssen die Soziallotsen am Ende nicht jedes Problem mit dem Betroffenen vollständig lösen. „Oft reicht schon eine hilfreiche Kommunikation“, so Ansgar Kaul. Sprich: Ein freundlicher Mensch mit offenem Ohr und der Fähigkeit zu erkennen, wie einer Person in einer Notsituation geholfen werden könnte. „Oft reicht es schon, wenn ein Soziallotse weiterverweisen kann in bestehende Netzwerke: zu Beratungsangeboten im Caritasverband und außerhalb, an das Sozialamt, in die Schuldnerberatung oder vergleichbare Angebote“, erklärt Ansgar Kaul das Konzept.
Wer sich als Soziallotse engagieren möchte, sollte eine gewisse Offenheit für Menschen in Notlagen mitbringen, Teamgeist, denn die Beratung erfolgt immer zu zweit, Diskretion und die Bereitschaft, sich in neue Themenfelder einzuarbeiten. Die Beratungsstunden werden in Absprache mit dem Lotsenteam festgelegt. Die Kirchengemeinde St. Pankratius stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung.
In der Schulung bekommen die Teilnehmer Tipps zur Gesprächsführung, sie lernen Hilfsangebote vor Ort kennen, setzen sich mit Hartz IV und der Grundsicherung auseinander und lernen etwas über die Fallstricke von Beratungsarbeit. „Es geht aber auch um Eigenmotivation und die Frage nach der eigenen Haltung gegenüber Ratsuchenden“, sagt Ansgar Kaul. Und nicht zuletzt beschäftigen sich die Teilnehmer mit der Frage, wie sich ehrenamtliche Helfer auch abgrenzen können. Die Schulung richtet sich an alle Interessierten. „Erst im Anschluss fällt die Entscheidung, ob eine solche Beratungsarbeit tatsächlich in Frage kommt“, betont Ansgar Kaul.
Stefan Westerhorstmann ist Diakon im Nebenberuf in der Gemeinde St. Pankratius und begleitet für das Seelsorgeteam das Projekt. Für ihn ist das geplante Beratungsangebot vor allem eines: „Dienst am Nächsten. Und das ist für uns Christen unser ureigenes Thema. Es gehört in den Mittelpunkt kirchlichen Handelns.“ Dabei richtet sich die Beratung an alle Menschen, unabhängig von Konfession oder Nationalität.
Information und Anmeldung zum Qualifizierungskursus bei Ansgar Kaul, Telefon 02572/ 157-64, kaul@caritas-emsdetten-greven.de
Stefan Westerhorstmann (v.l.), Rita Walters und Ansgar Kaul freuen sich auf interessierte Soziallotsen für ein ehrenamtliches Beratungsangebot.