Die Essener Tafel ist eine von 934 in Deutschland mit mehr als 2100 Tafel-Läden und Ausgabestellen. Dazu zählt auch die Emsdettener Tafel, die gemeinsam mit Greven vom Caritasverband betrieben wird. Zuständig dort ist Leiter Helmut Henrich, der in dieser Woche auf Nachfrage der EV bestätigte, dass auch hier vor Ort die Situation bei den Kollegen in Essen zu Diskussionen geführt habe: „Es ist Thema bei Mitarbeitern und Helfern und Kunden.“
Er nannte gleich die Devise, auf die sich der Caritasverband geeinigt habe: „Einziges Kriterium ist die Bedürftigkeit – unabhängig von Herkunft oder Nationalität.“ Deshalb verurteilten die Verantwortlichen hier auch die Entscheidung der Essener Tafel, nur noch Lebensmittel an Bedürftige aus Deutschland auszugeben,
„Ja, es gibt Kunden, die sich vielleicht nicht benehmen können. Die gibt es aus dem Ort, und die gibt es in den Reihen von Flüchtlingen. Das ist doch klar. Hier bei uns gilt die Regel, direkt anzusprechen, direkt reagieren, um so ein unmögliches Verhalten sofort zu unterbinden.“ Damit sei man bislang gut gefahren: „Es ist vieles eine Frage von Organisation und Struktur“, machte der Leiter der Tafel deutlich, „du musst vermeiden, dass zu viele Leuten zu bestimmten Stoßzeiten anstehen. So vermeiden wir Streitigkeiten“. Der Caritasverband habe hier ein Farbsystem geschaffen, an das sich die Tafel-Kunden halten würden. Bestimmte Farben hätten gleiche Einkaufszeiten: „So kommen nicht zu viele auf einmal.“
Das habe man 2016 ins Leben gerufen, als sehr viele Flüchtlinge zum Kundenstamm hinzukamen; „Da musste etwas strukturiert werden, weil auf einmal so vielen Menschen geholfen werden musste – und das hat eben nichts mit deren Herkunft zu tun.“ Zu dieser Zeit hat der Caritas-Verband auch das Helferteam verstärkt: „Da kamen auch Leute aus den Reihen der geflüchteten Menschen dazu, damit sie vermitteln, helfen konnten – was ebenfalls Zündstoff aus der Situation nehmen soll. Weil alle Gruppen auf beiden Seiten vertreten sind.“
Kritisches Verhalten, so seine Erfahrung, könne man an keiner Nationalität festmachen: „Es gibt vereinzelt Kunden, die sich im Ton vergreifen. Da musst du sofort reagieren, darfst das nicht tolerieren. Dann war´s das. Diese Erfahrung haben wir gemacht.“ Handfeste Auseinandersetzungen seien bislang ausgeblieben: „Wir haben alles bei uns mit unseren Leuten lösen können.“
Deshalb hält es Henrich auch für einen strukturellen Fehler, bestimmte Personenkreise als Hilfsempfänger von vornherein auszuschließen: „Wir mussten in Emsdetten und Greven bis heute keinen einzigen Verweis aussprechen.“
Quelle: EV 02.03.2018, Inhalt urheberrechtlich geschützt.