Auch die CDU-Fraktion, die bei der Abstimmung im März für die Streichung des städtischen Zuschusses für das Angebot unter dem Dach des Caritasverbandes Emsdetten-Greven votiert hatte, erklärte sich nun bereit, das Thema noch einmal auf die Agenda zu setzen. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs am Montagabend, zu dem der Caritasverband Emsdetten-Greven die Vertreter aller Fraktionen im Stadtrat eingeladen hatte. Der Caritasverband Emsdetten-Greven erklärte, ein verändertes Konzept vorlegen zu wollen, das sowohl den Wünschen der Stadt Emsdetten als auch einer veränderten Ausgangslage angesichts des Zustroms von Flüchtlingen entspreche.
Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes nannte zwei Gesichtspunkte, die in der Diskussion um die Schulpsychologische Beratung von Belang seien. Zum einen seien enorme Veränderungsprozesse sowohl in der Schullandschaft als auch im häuslichen Umfeld von Kindern und Jugendlichen heute zu bewältigen. Insgesamt nehme der Druck auf Schüler zu. Zum anderen komme mit dem zu erwartenden Zustrom von Flüchtlingen eine weitere Problemlage auf die Schulen zu. Sie müssten langfristig mit traumatisierten Kindern rechnen, die einen hohen Unterstützungsbedarf haben.
Wenn angesichts des starken Zustroms von Flüchtlingen möglicherweise eine veränderte Ausgangslage vorliege, sei seine Fraktion bereit, ihren Beschluss vom Frühjahr noch einmal zu überdenken, sagte CDU-Stadtrat Matthias Cieslak. Fakt sei, dass aktuell ein gültiger Ratsbeschluss vorliege, der die Streichung des städtischen Zuschusses in Höhe von 36.000 Euro pro Jahr zum Jahresende vorsehe. Den habe die Verwaltung umzusetzen, sagte er mit Blick auf eine Äußerung von Bürgermeister Georg Moenikes. Der hatte öffentlich erklärt, dass der geplante Wegfall der schulpsychologischen Beratung in Emsdetten vor dem Hintergrund des Flüchtlingsthemas neu zu diskutieren sei.
Dass das Aufgabengebiet der Schulpsychologischen Beratung ohne Weiteres durch den Kreis Steinfurt erfüllt werden könne, zogen Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes und Schulpsychologin Gunhild Ortmeier in Zweifel. „Viele Eltern fahren nicht nach Steinfurt zur Beratung. Sie würden von dem Angebot gar nicht erreicht“, sagte die Schulpsychologin. Zudem böten die räumliche Nähe in Emsdetten sowie Beratungsmöglichkeiten außerhalb des schulischen Umfeldes deutlich bessere Möglichkeiten. Und sie nannte Zahlen: Während der Kreis Steinfurt 5,5 Stellen für insgesamt 180 Schulen zur Verfügung stelle, betreue der Caritasverband Emsdetten-Greven mit einer halben Stelle fünf Schulen. Vor diesem Hintergrund sei die Aussage des Kreises Steinfurt, er könne die Aufgaben der Schulpsychologischen Beratung Emsdetten ohne Weiteres übernehmen, deutlich zu kritisieren, so Bernward Stelljes. Zumal die Gespräche über die inhaltliche Ausgestaltung über die Aufgaben noch gar nicht stattgefunden hätten. „Das ist unredlich“, so der Caritas-Geschäftsführer.
Unterstützung bekommt der Caritasverband von SPD, Grünen und der Linken. Bei allem Sparzwang könne nicht ignoriert werden, dass die Problemlagen an Schulen zunehmen, erklärte SPD-Ratsherr Lothar Slon. „Wo immer es solche Beratungsangebote gibt, nehmen die Beratungszahlen zu“, sagte er. Jeder Euro, der an dieser Stelle eingespart werde, müsse langfristig an anderer Stelle ausgegeben werden. Gesprächsbereitschaft signalisierten auch die Vertreter der FDP und der UWE.
Unabhängig vom Fortgang der Gespräche in Emsdetten bereite sich der Caritasverband parallel auf den Ausstieg aus der Schulpsychologischen Beratung vor, skizzierte Geschäftsführer Bernward Stelljes. Das sei der Verband den von ihm betreuten Menschen schuldig. Die mehr als 250 betreuten Personen müssten wissen, wohin sie sich nach Jahresende wenden könnten. Stelljes: „Wir stehen in Gesprächen mit dem Kreis Steinfurt.“