EMSDETTEN/GREVEN/SAERBECK. Eine teure Autoreparatur, ein Wasserschaden oder auch eine schwere Erkrankung können tiefe Löcher in die Haushaltskasse reißen. Damit aus vorübergehenden finanziellen Engpässen kein ernsthaftes Problem wird, unterhält der Caritasverband Emsdetten-Greven einen Sozialfonds. Das Besondere: Mit ihren Einlagen leisten die sozialversicherungspflichtig Angestellten des Verbandes rasche und unbürokratische Hilfe von Mitarbeiter zu Mitarbeiter. Und das seit zehn Jahren. In einer kleinen Feierstunde zogen die Verantwortlichen des Fonds nun Bilanz.
„In zehn Jahren haben Mitarbeiter insgesamt 110 Spenden in den Fonds geleistet. In 48 Fällen konnten wir unbürokratisch und schnell helfen“, sagt Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes, der mit seinen Kollegen Andrea Hirsch und Guido Gehrmann den Fonds verwaltet. Dabei wurden mehr als 45.000 Euro an finanziellen Hilfen ausgezahlt. Gut 29.300 Euro wurden als Darlehen, rund 15.700 Euro als Zuschuss gewährt.
Das Geld stammt zum einen aus Spenden von Mitarbeitern. Sie können entweder bares Geld an den Sozialfonds überweisen oder auf die Auszahlung von Überstunden verzichten und diese statt dessen als Einlage für den Sozialfonds verbuchen lassen. Mehr als 1.800 Überstunden haben die Mitarbeiter in einem Jahrzehnt gespendet. Das spülte mehr als 24.000 Euro in den Fonds. Zum anderen zahlt der Caritasverband eigene Mittel in den Sozialfonds ein. Weitere Spenden von Mitarbeitern sind jederzeit willkommen.
„Eine solche Einrichtung ist innerhalb der Caritasverbände im Kreis Steinfurt einzigartig“, sagt Bernward Stelljes. Weil es für jeden Menschen in finanziellen Schwierigkeiten sehr heikel ist, sich seinen Kollegen zu offenbaren, legen die verantwortlichen Mitarbeiter größten Wert auf Diskretion und eine möglichst unkomplizierte Hilfeleistung. „Wir unterziehen niemanden einer Bedürftigkeitsprüfung und verlangen keine Belege, keine Kontoauszüge“, erklärt Guido Gehrmann. Natürlich eröffne das die Möglichkeit des Missbrauchs. „Aber da gilt für uns Vertrauen. In der ganzen Zeit haben wir nie den Eindruck gehabt, dass die Anfragen unangemessen waren“, blickt Guido Gehrmann zurück. Weil das Gremium auf einen offiziellen Nachweis der Bedürftigkeit verzichtet, kann es im Gegenzug keine Spendenquittungen ausstellen.
Eine große Welle der Solidarität löste zum Beispiel die schwere Erkrankung eines Mitarbeiters aus. Dass Mitarbeiter ganz gezielt für bestimmte Mitarbeiter spenden, ist an der Tagesordnung. Tritt für einen Caritas-Beschäftigten eine finanzielle Notlage ein, kann er sich an Guido Gehrmann, Andrea Hirsch oder Bernward Stelljes wenden. Innerhalb weniger Tage beraten die drei über das Anliegen. „Wichtig ist, dass unsere Entscheidungen über Zuwendungen im Konsens gefällt werden“, betont Bernward Stelljes. Anträge abgelehnt hat das Gremium in den zurückliegenden zehn Jahren nur wenige. Zum Beispiel, wenn der Betroffene das Geld ohnehin an den Insolvenzverwalter hätte abtreten müssen. Weil die Zuwendungen vor allem vorübergehende Engpässe schließen sollen, legen die Verantwortlichen Wert auf eine langfristige Rückzahlung. Dabei spielt die Höhe der Rückzahlungsleistungen keine Rolle, wichtig ist die Kontinuität.
Als echte Solidargemeinschaft verstehen sich die Mitarbeiter des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. Anlässlich des zehnjährigen Bestehen des Sozialfonds informierten die dafür Verantwortlichen, (vorne, v.r.) Geschäftsführer Bernward Stelljes, Andrea Hirsch und Guido Gehrmann, ihre Kollegen über die bisherigen Hilfsleistungen.