Gelernt haben sie das Lieblingsbrettspiel früherer Generationen bei Hedwig Deitmar. Die 78-Jährige hat im vergangenen Jahr an einem nicht alltäglichen Projekt der Geschwister-Scholl-Schule, der Pfarrcaritas und Schulseelsorge der Kirchengemeinde St. Pankratius, des Caritasverbandes Emsdetten-Greven und der Josef-Stiftung teilgenommen. Unter dem Motto „Jung trifft Alt“ hilft das Kooperationsprojekt, Brücken zwischen den Generationen zu bauen. In Kürze startet die Neuauflage von „Jung trifft Alt“. Interessierte Senioren können sich schon jetzt beim Caritasverband Emsdetten-Greven melden.
Der Grundgedanke ist einfach: Einmal die Woche schauen Jugendliche der neunten und zehnten Klasse der Geschwister-Scholl-Realschule bei einem älteren Menschen zu Hause oder im Seniorenheim vorbei. Sie haben anderthalb Stunden Zeit, um zu reden, spazieren zu gehen, Gesellschaftsspiele miteinander zu spielen, zu kochen und vieles mehr. In einer Schulung bereitet der Caritasverband die jungen Menschen auf deren Einsatz vor und versucht, ihnen die Lebenswelt von Senioren näher zu bringen.
„Ich habe mich über die Besuche sehr gefreut. Der Donnerstagnachmittag war immer ganz schnell vorbei“, schaut Hedwig Deitmar heute zurück. Anfangs habe sie durchaus Bedenken von Bekannten gehört, sich zwei unbekannte Jugendliche ins Haus zu holen. „Das ist aber eine sehr gute Sache“, ist die Seniorin heute überzeugt. Auch die Jugendlichen mussten Hemmschwellen überwinden. „Beim ersten Besuch war ich allein. Da war ich schon aufgeregt“, erzählt Jennifer Lüke. „Aber wir haben uns voneinander erzählt und dann Spiele gespielt“, so die 15-Jährige.
Schnell entwickelten sich kleine Rituale für die Besuche. „Wir haben uns immer erzählt, was wir die Woche über gemacht haben“, berichtet Alina Hegemann. Anschließend blieb Zeit für Spiele, Spaziergänge und mehr. Beide Seiten gewannen schnell Einblicke in die Lebenswelt der jeweils anderen Generation. „Die haben ein volles Programm heute“, sagt Hedwig Deitmar über die Jugendlichen. „Sie haben lange Unterrichtszeiten, dann Hausaufgaben – da bleibt gar nicht mehr viel Zeit für anderes“, so die Seniorin.
Maria Wilp, die sich in der Pfarrcaritas St. Pankratius engagiert, hatte Hedwig Deitmar auf das Projekt aufmerksam gemacht. Sie stand der Seniorin und „ihren“ beiden Schülerinnen als Patin zur Seite. „Das ging alles ganz reibungslos. Das waren ganz zuverlässige Schülerinnen“, attestiert sie ihren Schützlingen. Während der Projektphase gab es zwei Treffen zwischen allen Teilnehmern und Schülern. „Da haben wir auch noch einmal besprochen, wie wichtig gerade die Zuverlässigkeit für die Senioren ist“, erklärt Ansgar Kaul, zuständiger Fachbereichsleiter des Caritasverbandes Emsdetten-Greven.
Bald startet die Neuauflage von „Jung trifft Alt“. „Wir würden uns wünschen, dass noch mehr Senioren mitmachen“, sagt Ansgar Kaul. Er ist überzeugt, dass am Ende beide Seiten voneinander profitieren. „Für die Schüler besteht der Reiz darin, andere Lebenswelten kennenzulernen und etwas ganz außerhalb von Schule zu machen“, so der Caritas-Mitarbeiter. Das war auch für Jennifer Lüke und Alina Hegemann ein Beweggrund für die Teilnahme. „Mir macht die Arbeit mit Menschen Spaß, alles im sozialen Bereich, da war klar, dass ich das mache“, sagt Alina Hegemann. Und auch für die Senioren kann der Kontakt zu den Jugendlichen spannend sein. „Meine Töchter haben mir gesagt, dass je mehr Kontakte ich in der Woche habe, ich umso besser zufrieden bin.“ Und allein würde sie auch kein Halma spielen.
Senioren, die an dem Projekt teilnehmen möchten, sollten sich unter Telefon 02572/ 157-64 beim Caritasverband melden.
Jennifer Lüke (v.l.) und Alina Hegemann haben von Hedwig Deitmar nicht nur das Halma-Spielen gelernt. Im Projekt „Jung trifft Alt“ haben die Schülerinnen und die Seniorin einander spannende Einblicke in ihre Lebenswelten gewährt.