EMSDETTEN/ GREVEN. Eigentlich war für Filipe Dos Santos (21) der Weg klar: Nach der Realschule wollte er Erzieher werden, absolvierte die Ausbildung. „Aber ich habe gemerkt, dass es das noch nicht war“, sagt der junge Mann aus Greven. Er entschied: Seine berufliche Zukunft liegt in der Heilerziehungspflege. Doch woher so schnell einen Schulplatz und die nötige Praxis bekommen? Die Lösung liegt für ihn im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Seit neun Monaten ist er als FSJ'ler im Fachbereich Hilfen für Menschen mit Behinderung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven beschäftigt. Er weiß: „Die Heilerziehungspflege ist das Richtige für mich.“ Wie Filipe Dos Santos geht es vielen jungen Menschen. „Für diejenigen, die sich in der Sozialen Arbeit ausprobieren möchten, ist ein FSJ oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD) perfekt“, sagt denn auch Tobias Wichmann.
Er betreut mit einigen Kollegen die bis zu 35 Freiwilligen des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. Während sich das FSJ an Menschen bis 27 Jahren richtet, steht der BFD für alle Altersgruppen offen. Die Freiwilligen arbeiten in den vier Fachbereichen des Verbandes Hilfen für Menschen mit Behinderung, Hilfen für Kinder, Eltern und Jugendliche, Hilfen für alte und kranke Menschen und Hilfen für psychisch kranke und suchtkranke Menschen. An welcher Stelle sie eingesetzt werden, entscheidet der Verband gemeinsam mit den jungen Menschen. „Viele möchten zunächst einmal in die Kinder- und Jugendarbeit“, weiß Tobias Wichmann. Mancher lasse sich aber im Gespräch davon überzeugen, dass auch die Behindertenarbeit oder der Umgang mit alten Menschen eine reizvolle Aufgabe sein kann.
Filipe Dos Santos betreut im Haus Tobias in Greven, einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung, die Bewohner in ihrem Alltag. „Dazu gehören die Freizeitbegleitung, hauswirtschaftliche Aufgaben, auch pflegerische Aufgaben“, zählt der junge Mann auf. Er kann sich gut vorstellen, langfristig in der Behindertenarbeit tätig zu sein. Die Zusage einer Fachschule für Heilerziehungspflege hat er inzwischen in der Tasche. Den erforderlichen Praxisnachweis kann er mit dem FSJ abgelten.
Dass Larissa Tietz nach dem Abitur erst einmal ein FSJ absolvieren wollte, war für die 18-Jährige aus Münster klar. Die Suche nach einem geeigneten Träger fand sie allerdings nicht so einfach. Schließlich müssen FSJ'ler oder Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes nicht nur eine Einrichtung finden, in der sie ihren Dienst ableisten. Auch ein Bildungsträger muss mit ins Boot, da beide Freiwilligendienste von Schulungsmaßnahmen begleitet werden. „Da sind die Plätze durchaus begrenzt“, betont Tobias Wichmann. Durch Zufall kam Larissa Tietz auf den Caritasverband Emsdetten-Greven, wo sie nun im ambulant betreuten Wohnen für sucht- und psychisch kranke Menschen eingesetzt ist.
„Ich konnte mir nicht vorstellen, direkt nach dem Abitur eine Ausbildung zu machen oder zu studieren“, sagt Larissa Tietz. Mit dem FSJ hat sie überprüft, ob die soziale Arbeit für sie in Frage kommt. Nun wird sie voraussichtlich in diesem Bereich studieren. Dass das FSJ schon bald zu Ende ist, bedauert sie. So viel gebe ihr die tägliche Arbeit. Auch Filipe Dos Santos ist begeistert: „Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich mit schlechter Laune von der Arbeit gekommen wäre.“
Wer sich für ein FSJ oder BFD interessiert, sollte vor allem eines sein: „Offen für den Umgang mit Menschen“, sagt Tobias Wichmann. „Und man muss Lust haben, etwas zu tun, denn Arbeit haben wir.“ Als Entschädigung für ihren Einsatz bekommen die Freiwilligen ein monatliches Taschengeld, für die Eltern besteht weiterhin Anspruch auf Kindergeld bis zum vollendeten 27. Lebensjahr. Außerdem sind die Freiwilligen sozialversichert. Je nach Einsatzstelle werden auch die Fahrtkosten erstattet. Hinzu kommen regelmäßige Fortbildungen während der Einsatzdauer.
Informationen zum FSJ und BFD beim Caritasverband Emsdetten-Greven gibt es bei Kathrin Bäumer unter Telefon 02572-15733
Larissa Tietz und Filipe Dos Santos sind seit gut neun Monaten im Freiwilligendienst beim Caritasverband Emsdetten-Greven tätig. Sie sind sich einig: Die praktischen Erfahrungen aus dieser Zeit helfen dabei, wichtige Weichen im Leben zu stellen.