Als Doris Abeler 1993 in der Buchhaltung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven anfing, begrüßte sie ein großer Tisch mit unsortierten Unterlagen und viele Fragen. Sie sortierte, brachte Struktur rein und sorgte dafür, dass mit den sozialen Aufgaben der Caritas auch das Finanzwesen solide aufgebaut wurde. Durch ihre systemische Arbeit entstand eine moderne Buchhaltung , die die Grundlage für präzise Kostenkalkulation, solide Wirtschaftspläne und saubere Jahresabschlüsse bildete. 2018 rückte sie in den Vorstand auf. Als Verantwortliche für die Verwaltung und Finanzen hat sie eine Ära mitgeprägt. Jetzt geht sie in den Ruhestand und verlässt einen Verband, der finanziell auf stabilen Füßen steht. Den Staffelstab übergibt sie an André Diecks, der ab 1. Mai mit Klaus Wilp die Doppelspitze des Verbandes stellt.
Als Chefin der Finanzen schaut Doris Abeler im Interview der Woche auf ein bewegtes Berufsleben zurück.
Beim lokalen Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungbüro Stolze begann 1975 ihr beruflicher Werdegang. Seitdem begleiten Zahlen, Berechnungen und Finanzpläne ihren Alltag. Was hat sie immer motiviert?
Seit ich bei der Caritas bin - und das sind nunmehr auch mehr als 30 Jahre - sind es die Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Sie motivieren mich jeden Tag, Grundlagen zu schaffen, dass wir diese Hilfe anbieten können. Sichere Finanzierung, Verträge, Verhandlungen und Vergütungs-Vereinbarungen gehören nun mal dazu. Das ist enorm wichtig. Ich durfte Teil eines tollen Teams sein, das sich verantwortlich fühlt. Ein Team, das soziale Verantwortung lebt, Tag für Tag.
Inwiefern?
Mein Job war es immer, für Berechenbarkeit zu sorgen. Das habe ich immer als spannend und herausfordernd empfunden. Die Menschen, die wir als Caritas mit ihren unterschiedlichsten Notlagen und Unterstützungsbedarfen begleiten, brauchen vor allem Stabilität, sie brauchen Halt und das Gefühl von sozialem Zusammenhalt. Ohne ein gesundes finanzielles Fundament ist das nicht darstellbar. Dafür habe ich mich eingesetzt, dass dieses Fundament stark bleibt.
Welche Eigenschaften zählen in ihrem Job als Chefin der Finanzen?
Sicher kam mir zugute, dass ich den Job von der Pike an gelernt habe. Zunächst als Auszubildende im steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen und durch die Weiterbildung zur Bilanzbuchhalterin.
Als Verwaltungsleiterin war ich zudem verantwortlich für die Personal- und Gebäudeverwaltung, IT-Technik und weitere zentrale Dienste. Damit der Laden läuft, braucht es Geduld, Zähigkeit und eine positive Grundstimmung. Denn: Wir leben als Sozialträger vor allem von öffentlichem Geld und Spenden. Und damit leben wir vor allem von dem Vertrauen, das in uns gesetzt wird. Das entsteht nur durch verantwortungsvolles Handeln. Mit anderen Worten formuliert: Wer Werte leben will, muss Werte schätzen. Auch finanzielle Werte.
Was haben Sie im Laufe der Jahre als besonders herausfordernd empfunden?
Am Anfang gewiss die Vielfalt der Aufgaben der Caritas vor Ort. Wir arbeiten in Emsdetten, Greven und Saerbeck mit vielfäligen Aufgabenfeldern, die abgebildet werden müssen und in die Planung einfließen. Diese Hilfeangebote sind stetig gewachsen und damit ihre alltäglichen Herausforderungen.
Seit fast sieben Jahren habe ich eine verantwortungsvolle Position als Teil des Vorstands inne und damit auch Verantwortung für rund rd. 500 MitarbeiterInnen und 270 Ehrenamtliche zu haben, ist durchaus herausfordernd.
Ich habe immer fair aber zäh verhandelt und mit spitzer Feder gerechnet. Eine klare Linie zwischen dem zu finden, was wünschenswert und dem was bezahlbar ist, das ist nicht immer einfach.
Als Mitglied im Vorstand habe ich mich dann mit meinem Kollegen zudem um die produktive Vernetzung mit den Kostenträgern gekümmert. Kommunen, Kreis, Bistum und Land zählen beispielsweise dazu. Sie alle für caritative Anliegen zu begeistern, für sie jederzeit als verlässlicher Partner in sozialen Belangen zur Verfügung zu stehen, kostet viel Kraft, Zeit und Ausdauer.
Inwiefern hat der Job bei der Caritas Ihre Grundhaltung zum Leben geprägt?
Uh, schwierige Frage. So viel kann ich sagen: Ich kam zur Caritas und wurde ein Teil von einem Netzwerk, das sich der Mitmenschlichkeit und Solidarität verschrieben hat. Nah, am Menschen zu sein - das hat mein berufliches und privates Leben geprägt.