Der Caritasverband Emsdetten-Greven lädt zu einem differenzierten Dialog über einen möglichen Pflichtdienst für junge Menschen ein. „Man kann bei diesem Thema nicht von vornherein in die eine oder andere Richtung gehen“, sagt Caritas-Vorstand Bernward Stelljes. „Aber wir müssen uns schon die Frage stellen, wie perspektivisch der soziale Zusammenhalt in der Bundesrepublik in Zukunft gefördert werden kann. Die Frage ist, inwieweit ein Pflichtdienst für alle dazu einen Beitrag leisten kann“, so Stelljes. Er ist der Meinung: „Allein kann er das nicht, aber er kann auch dazu beitragen.“
Unlängst wurde in der Politik die Wiedereinführung der Wehrpflicht – für Männer und Frauen – ins Gespräch gebracht. Schnell wurde der Ruf nach einer erneuten Wehrpflicht oder alternativ des Zivildienstes laut. Caritas-Vorstand Bernward Stelljes räumt ein, dass die mit dem Ende der Wehrpflicht verbundene Abschaffung des Zivildienstes 2011 die sozialen Einrichtungen geschmerzt habe. „Heute fehlen uns die Männer, die durch ihren Zivildienst auf Berufe im Sozialwesen aufmerksam geworden sind.“ Zwar gibt es heute das Freiwillige Soziale Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst. Bernward Stelljes: „Aber es kommen von vornherein nur diejenigen, die ohnehin Interesse an sozialer Arbeit haben.“ Insgesamt müsse dieser Dienst sowohl finanziell als auch gesellschaftspolitisch aufgewertet werden, zum Beispiel bei der Bewerbung um Studien- oder Ausbildungsplätze.
Der Caritas-Vorstand sieht bei diesem Thema viele in der Pflicht. „Als Caritasverband sind wir überzeugt, dass sich alle Gruppen der Gesellschaft fragen müssen, welchen Beitrag sie zu einer solidarischen Gesellschaft leisten.“ Diese Frage könne nicht allein auf ein Pflichtjahr für junge Menschen reduziert werden. Dass der gesellschaftliche Zusammenhalt hierzulande gefährdet ist, steht für Bernward Stelljes außer Frage. Die Entwicklung der vergangenen Jahre mache deutlich, dass Solidarität und Verständigung über soziale oder Generationsgrenzen hinweg zurückgegangen sind. Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Politik und Gesellschaft seien gleichermaßen gefordert, Wege zu suchen, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Bernward Stelljes lobt den Vorschlag des Vorstandsvorsitzenden der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Ulrich Pohl, in diesem Zusammenhang sogar über ein europaweites Allgemeines Soziales Jahr nachzudenken.
„Als soziale Institution stehen wir natürlich immer im Verdacht, dass wir mit jungen Dienstleistenden unseren Personalmangel reduzieren möchten“, räumt Bernward Stelljes ein. Doch ihm geht es um etwas anderes. Er ist überzeugt, dass ein Pflichtdienst – wie auch immer er ausgestaltet ist – den eigenen Horizont erweitert und Einblicke in das Leben anderer gesellschaftlicher Gruppierungen gibt. Durch seinen eigenen Wehrdienst weiß er: „Da kamen Vertreter aller Gruppierungen zusammen – und sie mussten miteinander klarkommen.“ Das habe auch seine persönliche Sicht auf viele Dinge verändert.
Der Caritasverband Emsdetten-Greven leistet nach Einschätzung von Bernward Stelljes auf vielen Gebieten kleine Beiträge zu einer Annäherung unterschiedlicher Gruppierungen. „Zum Beispiel mit unserer ,young caritas’, die speziell junge Menschen anspricht. Außerdem begleiten wir soziale Projekte in Schulen, wir geben die Möglichkeit zum Freiwilligen Sozialen Jahr und Bundesfreiwilligendienst und nicht zuletzt bringen wir durch unsere Freiwilligenarbeit Menschen der unterschiedlichsten Gruppierungen zusammen“, so der Caritas-Vorstand. Mehr als 250 Frauen und Männer jeden Alters engagieren sich aktuell unter dem Dach des Caritasverbandes ehrenamtlich, zum Beispiel bei der Tafel, im Freiwilligen Engagement für Eltern (FEE), im Sozialkaufhaus oder der Behinderten-Arbeit.
Caritas-Vorstand Bernward Stelljes ist überzeugt: Ein Pflichtdienst kann einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt leisten.