Die Kursleiter und Organisatoren des Bildungsangebots: (von links) Dr. Bernhard Bleyer, Richard Ebner, Maria Plank, Irene Braun und Ramona Riecke.
Regensburg (cn). Was motiviert Sie als Ehrenamtliche, regelmäßig Bewohner eines Altenheims zu besuchen? Mit dieser Frage startete im Januar 2013 das Regensburger Pilotprojekt "Ins Altenheim gehen - eine lohnende Sache. Die mehr als 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten nicht lange überlegen: "… weil ich meine Zeit alten Menschen zur Verfügung stellen und sie begleiten möchte" und "weil ich es schön finde, für alte Menschen da zu sein, und dazu beitragen möchte, dass sie sich wohlfühlen".
Die meisten trugen sich schon länger mit dem Gedanken, sich ehrenamtlich in der Seniorenarbeit zu engagieren. Viele sind dort in unterschiedlichen Bereichen aktiv, manche schon über zehn Jahre. Aber in ein Alten- und Pflegeheim zu gehen, das sei dann doch noch einmal "etwas ganz anderes". Aber warum eigentlich? In einer Regensburger Kooperation zwischen Fachvertretern aus Caritas, Diözese und Universität sowie dem Seniorenheim St. Hedwig Beratzhausen und dem Förderverein Miteinander-Füreinander hatte man sich schon vor zwei Jahren auf die Suche nach den Gründen für Unsicherheiten und Vorbehalte gegenüber der Institutionalisierung solcher Besuchsdienste begeben. Seitens der Ehrenamtlichen, so ein Ergebnis, reichen diese von Versicherungsfragen ("Wenn der Besuchsdienst einen Ausflug mit Bewohnern machen möchte: wer ist wie im Schadensfall versichert?") über Unsicherheiten bei demenziellen Verhaltensweisen ("Wie kann ich mit verwirrten Menschen kommunizieren?") bis hin zu wichtigen Aspekten der Kooperation mit der Institution.
Beim Betrachten aller Aktionsfelder eines Besuchsdienstes stellte sich heraus, dass meistens ein Defizit an theoretischem (z. B. Unkenntnis der Arbeitsabläufe im Wohnbereich) und praktischem Wissen (z. B. Unsicherheit bei realitätsfremdem Verhalten von Bewohnern) die Ursache für entstehende Probleme war. Im Laufe der Zeit gewann man die Einsicht, dass nur ein sorgfältig geplantes, spezifisches Bildungsprogramm hier Abhilfe schaffen könne. Viele Gespräche mit Fachexperten, Betroffenen, Ehrenamtlichen, Verbänden und staatlichen Stellen ließen ein Curriculum in fünf Modulen jeweils am Samstagvormittag entstehen. Als Veranstaltungsort wählte man einen unmittelbaren Lernort: das Seniorenheim St. Hedwig in Beratzhausen.
Das Curriculum umfasst sowohl medizinisch-pflegerische Erläuterungen zu typischen Alterserkrankungen, Kenntnisse von Strukturabläufen einer Altenhilfeeinrichtung, Grundlagenwissen zu Demenzformen und entsprechenden Kommunikations- oder Handlungsmöglichkeiten als auch Orientierungshilfen bei Angst, Trauer und Schuldvorwürfen in der letzten Lebensphase. Im regelmäßigen Wechsel der Methoden kommen Theorie (Wissenswertes zu Versicherungsschutz und Finanzen) und Praxis (Verhaltensweisen in Notfällen und der Umgang mit Rollator, Rollstuhl etc.) zusammen.
Die Nachfrage hat die Organisatoren überrascht. "Zu Beginn konnten wir nicht einschätzen, ob sich überhaupt jemand anmeldet", so Maria Plank vom Caritasverband Regensburg. "Jetzt haben wir dreimal so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie ursprünglich erwartet." Auch über die Anfragen von Fachverbänden und Fachzeitschriften sei man sehr erfreut. Die Planungen für eine Neuauflage haben bereits begonnen. Weitere Informationen zum Kurs: Telefon 0941/5021-103, Mail: m.plank@caritas-regensburg.de.
Autoren: Bernhard Bleyer, Irene Braun, Richard Ebner, Maria Plank, Ramona Riecke